Zur Leiermusik

Festkonzert in Schloß Hambom

Raimund Schwedeler musikalisch geehrt

Gewiß hat der Besuch eines Konzertes mit berühmten Künstlern und Komponisten seinen bestimmten Reiz. Der Musikfreund weiß, was ihn erwartet. Eine außerordentliche Überraschung erlebte das Publikum in der Konzerthalle in Schloß Hamborn mit dem Kulturkreis der Rudolf-Steiner-Werkgemeinschaft als Veranstalter. Raimund Schwedeler ist als Komponist wohl nicht in aller Munde, dennoch, sein Schaffen überzeugt. Anläßlich seines 70. Geburtstages wurden einige seiner Werke in einem Festkonzert aufgeführt.
Die spontane Zusage des international bekannten Sukquartetts unter Leitung von Professor Ivan Strauß nach Einsicht in das Programm hat hier sicher seine eigene Bedeutung. Wissenschaftliche Musikkritik ist, gleich zu Anfang gesagt, nicht vorbehaltlos gestattet, fehlen doch die grundsätzlichen Parameter zur Analyse und Ausleuchtung der musikhistorisch schwierig einzuordnenden Kompositionen von Raimund Scbwedeler, denn weder vergangene Musikepochen noch die Moderne bieten ausreichend Orientierung.
Eingeleitet wurde der Abend vom Sukquartett mit der “Meditation über ein altes Chorallied” von dem Tschechischen Komponisten Josef Suk, als Widmung an Sankt Wenceslaus (903 n.Chr. geb.). 1000 Jahre böhmische Kulturentwicklung in unserer Zeit musikalisch hinüberzubringen scheint nur Musikern aus diesem östlichen Gebiet vorbehalten zu sein. Dem Zuhörer war eine gewisse Ergriffenheit dieser Interpretation sichtlich anzumerken.
Ihre besondere Sympathie zu dem 2. und 3. Quartett in d-Moll und e-Moll von Raimund Schwedeler bewiesen die Musiker des Sukquartetts (Professor Ivan Strauß 1. Violine, Ludvik Hasek 2. Violine, Karel Rehak Viola und Frantisek Host Cello) durch konzentrierte Spielfreude, klare Tongebung und lebendige plastische Ausgestaltung der Stimmen. Rhythmisch mal sehr differenziert, mal metrisch genau unterstützt, verwoben sich die vier Stimmen ineinander, um plötzlich wieder transparent und lebhaft aus dieser Verschleierung herauszutreten. Allerdings sei zu bemerken, Rhythmik bedeutet bei dem heimischen Komponisten nicht unkontrollierte Hektik und Spannung, nicht unsinnige Dramatik. Den Aufführenden, so schien es, war es wohl bewußt.
Die tiefe Durchdringung der Stille scheint ihre eigene Vitalität und Lebendigkeit zu haben. Ruhe ist mit Monotonie oder Eintönigkeit nicht gleichzusetzen. Pernille Ritsch (Sopran) und Gisela Biber (Leier) gaben eine erstaunliche Wiedergabe der vermutlichen Intention des Komponisten. Jung und alt im Publikum reagierten mit ungewöhnlicher Stille und Aufmerksamkeit. Der begeisterte Applaus setzte mit kleiner Verzögerung ein.
Bleibt letztlich zu hoffen, daß das umfangreiche Werk Raimund Schwedelers nicht nur auf dem Papier weiterexistiert, sondern durch Tonträger einem breiteren Publikum bekannt wird. Der Komponist bedankte sich bei allen Anwesenden, denn für ihn gilt es, “all seine Erfahrungen in Schloß Hamborn mit Musik zurückzuschenken”. Langer Beifall mit Blumen und kleinen Geschenken beendeten diesen erlehnisreichen Abend.
Manfred Nöltker, Westfalen-Blatt vom 20. 9. 1995
 

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